

Die große Vulkanroute
Jetzt habe ich schon viel geschrieben über die vielfältigen Wandermöglichkeiten auf der ISLA BONITA. Aber die drei TOP-Touren der Insel blieben bislang unerwähnt. Eine davon ist die GROSSE VULKANROUTE.

Sie bildet den südlichen Teil des GR 131 (siehe Story GR 131) und führt vom REFUGIO EL PILAR bis zum Leuchtturm an der Südspitze oder umgekehrt. Da es sich hier um eine Entfernung von 24 Kilometern handelt, endet die klassische Route in LOS CANARIOS DE FUENCALIENTE, dann sind es immer noch knapp 18 Kilometer.
Besondere Herausforderungen gibt es auf dieser Strecke auch. Mindestens 70% des Weges führt über offenes Gelände, d.h. ohne jeglichen Schatten. Da kann es also bei gutem Wetter und wolkenfreiem Himmel ordentlich heiß werden. Daher sind ein guter Sonnenschutz und ausreichend Trinkvorräte unerlässlich. Der zweite Punkt: Ein Großteil des Weges führt über lockeres Lavagestein, durch Lavasand und Geröll. Daher benötigt man gutes Schuhwerk und eine gute Ausdauer, denn man sinkt auf dem Lavauntergrund tief ein und jeder Schritt zehrt doppelt an der Kondition. Das gilt für „abwärts“ und in noch viel stärkerem Maße natürlich, wenn man den Weg von FUENCALIENTE zum REFUGIO EL PILAR „aufwärts“ geht.
Die Wanderung wird natürlich von den Veranstaltern von Wandertouren und den ortsansässigen Agenturen angeboten, man kann sie aber auch individuell gehen, da sie bestens ausgeschildert ist. Die Wanderung über einen Veranstalter zu buchen empfiehlt sich aber schon deshalb, weil es sich um keinen Rundkurs handelt und man für die Logistik bei individueller Planung auf öffentliche Verkehrsmittel oder Taxis angewiesen ist.
Wir entscheiden uns für die Abstiegsvariante mit Transferbuchung. Der Bus bringt uns zum REFUGIO EL PILAR, ein Rast-, Grill- und Freizeitareal auf 1455m Höhe. Auch Startpunkt für viele andere Wanderungen. Dort stehen immer ausreichend Parkmöglichkeiten zur Verfügung, es gibt Grillhütten, ein kleines Informationszentrum und öffentliche Toiletten. Die Palmeros entfliehen gerne der sommerlichen Hitze und verbringen hier am Wochenende den Tag mit ihren Familien und Freunden.

Es geht Richtung Süden und zunächst ist ein Anstieg durch den Kiefernwald zu bewältigen. Man umrundet den PICO BIRIGOYO.

Nach einer guten Stunde und einer kurzen Wegstrecke über einen breiten Forstweg zweigt der Weg nach rechts ab und es wird Zeit für die erste Trinkpause. Man überquert eine Holzbrücke und kommt auch bald aus dem Kiefernwald heraus und taucht ein in eine bizarre Mondlandschaft.

Hier beginnt zweifellos der schönste Teil der Tour. Vorbei am Krater des HOYO NEGRO geht es mit teils steilen Anstiegen hinauf zum höchsten Punkt der Wanderung, auf den Gipfel des Vulkans DESEADO. Dieser bildet mit 1950 Metern den höchsten Punkt auf der GROSSEN VULKANROUTE.

Oftmals ist es hier oben sehr windig, so dass sich für eine Mittagspause eher der Fuß des Vulkans anbietet. Hier gibt es windgeschützte Stellen. Wir sind nun knapp 3 Stunden unterwegs und die 500 Höhenmeter Aufstieg haben wir weitestgehend geschafft.


Jetzt geht es fast nur noch bergab. Wer möchte, kann noch einen kleinen Abstecher zum PICO NAMBROQUE machen und diesen Gipfel auch noch in die Sammlung der Gipfelsiege aufnehmen. Er liegt 500m Wegstrecke abseits der Hauptroute.
Von da aus geht es durch Lavagestein, Lavasand, mal steil, mal weniger steil, immer in Richtung der Südspitze der Insel entgegen. In unserem Fall zogen jetzt immer mehr Passatwolken herein, die die Fernsicht behinderten, aber dafür sorgten, dass die Sonneneinstrahlung in dieser baumlosen Region sich in Grenzen hielt.

Nach einer weiteren guten Stunde Gehzeit erreicht man den Vulkan SAN MARTIN, der immer noch stolze 1597m hoch ist. Hier kann man auch einen kleinen Abstecher zum Gipfel machen. Von da aus folgt ein steiler Abstieg, am Vulkan FUEGO vorbei. Irgendwann führt uns der Weg zurück in den Kiefernwald. Der FUEGO ist immer noch 1260m hoch und vor uns liegen noch 500m Abstieg durch den Kiefernwald.
Der Weg ist teils stufig, es liegt hier viel Geröll auf dem Weg und wenn die Konzentration nachlässt und die Beine langsam schwer werden, dann erhöht sich die Gefahr umzuknicken oder zu stürzen. Also - langsam und bedächtig weiter !

Irgendwann ist es dann soweit und die ersten Häuser von LOS CANARIOS DE FUENCALIENTE kommen in Sicht. Dann wird es Zeit, den Lavasand aus den Schuhen zu schütten und die Wanderung in einer der zahlreichen Bars und Cafés im Ort ausklingen zu lassen.

Wir waren zügig unterwegs und haben 7 Stunden und 15 Minuten für den Weg gebraucht. Wenn es aber mal nicht so läuft, können es auch mal 9 Stunden werden, bis man das Ziel in FUENCALIENTE erreicht, erzählte uns unser Wanderführer.
Für die Statistiker: Wir waren 18,8 km unterwegs mit PICO NAMBROQUE und 17,8 km ohne PICO NAMBROQUE. Wir haben 700 Höhenmeter im Aufstieg bewältigt und 1500 Höhenmeter im Abstieg. Eine Möglichkeit die Tour vorzeitig abzubrechen gibt es frühestens am Rastplatz FUENTE DE LOS ROQUES, aber da hat man 70-80% der Strecke auch schon geschafft.
Die GROSSE VULKANROUTE gehört zu den absoluten Wander-Highlights der ISLA BONITA und sollte für geübte und ausdauernde Wanderer auf dem Tourenplan nicht fehlen.
