Ede's La Palma 12°

Die Mega-Tour

Wenn es um die völlig verrückten Sachen geht, dann ist ER natürlich wieder im Spiel - mein Freund Peter. Ihr kennt ihn schon aus den Stories „DIE WETTE“ und „DIE REVANCHE“.

Am Anfang war es eine Postkarte aus dem Souvenirladen, die meine Aufmerksamkeit weckte. „Da will ich hin und ein ähnliches Foto von mir machen“ habe ich zu Peter gesagt.

Danach begann die Fachsimpelei an welchem Punkt der Fotograf dieses Bildes gestanden haben könnte. Als wir uns auf einen ungefähren Punkt verständigt hatten, brauchten wir nur noch eine entsprechende Wanderung auf dem GR 131 zwischen REVENTON und PICO DE LA NIEVE auszuwählen, um unserem Ziel näher zu kommen.

Die Wanderung war schnell gefunden, aber das Ganze hatte einen Haken. Die Tour war als HIN-UND-ZURÜCK-TOUR mit 9,5 Stunden reiner Gehzeit angegeben und sie wurde auch als 2-Tages-Wanderung empfohlen, da sie sehr lang und anstrengend ist und es auf dem Weg eine Schutzhütte, das REFUGIO PUNTA DE LOS ROQUES, zum Übernachten gibt. Selbstverständlich nur ein einfaches Nachtlager für 2-4 müde Wanderer. Kaiserschmarren und Bier bekommt man nicht serviert, es sei denn, man bringt es im eigenen Rucksack mit.

Soweit, so gut !

„Da schauen wir mal, wie weit wir kommen. Vielleicht bis zum PICO OVEJAS oder maximal bis zum PICO CORRALEJO und dann gehen wir wieder zurück“. Das war die Vereinbarung.

Das Auto haben wir an der ERMITA VIRGEN DEL PINO geparkt. Zunächst ging es stetig bergauf durch den Kiefernwald. Dann die Serpentinen über einen Steinweg hoch bis zum REVENTON. Das waren schon über 500 Höhenmeter und durch Passatnebel und Nieselregen von außen und Schweiß von innen war der erste Satz T-Shirts an der Passhöhe schon „nass “.

Weiter ging es immer bergan, bis wir unser 1. Etappenziel, den PICO OVEJAS auf 1854m erreicht hatten. Das waren weitere 400 Höhenmeter bergan.

Immer noch Nebel, Nieselregen und keinerlei Sicht, weder nach Osten, noch nach Westen. Eigentlich klar, wir befanden uns mitten in der Passatzone. Ich weiß nicht mehr wie er es geschafft hat, mich zu motivieren, noch ein kleines Stück weiter zu wandern. „Nur noch 200 Höhenmeter“, denn der nächste Gipfel der Vulkankette, der PICO CORRALEJO, liegt auf 2045m Höhe.

Plötzlich wurde es heller und Peter‘s Schritte wurden schneller und immer schneller. „Komm, komm, da oben scheint die Sonne“. Und tatsächlich - als wir den Gipfel des PICO CORRALEJO erreichten schien die Sonne. Wir waren über den Passatwolken ! ( siehe meine Story PASSAT )

Jetzt erst mal die verdiente Pause in der Sonne, etwas essen, etwas trinken und einen Gipfelschnaps zum Genießen.

…. und dann kam er mit der verrückten Idee. Warum gehen wir nicht einfach weiter ? Warum zurück in den Nebel ? Es ist genauso weit, wenn wir, anstatt zurück, weitergehen bis zum PICO DE LA NIEVE. Ich habe später lange darüber nachgedacht, was mich dazu bewogen hat, auf diesen verrückten Vorschlag einzugehen. Wahrscheinlich war es tatsächlich die wenig angenehme Aussicht wieder die gleiche Strecke in Nieselregen und Nebel zurück gehen zu müssen.

Dann ging es nach einer längeren Pause weiter zum REFUGIO PUNTA DE LOS ROQUES.

Weiter über den PICO DE LA CEDRO bis zum PICO DE LA SABINA. Rauf, runter, rein in den Nebel, raus aus dem Nebel, aber meistens in der Sonne. Das waren noch etliche Meter im Aufstieg und auch im Abstieg, denn der PICO DE LA SABINA liegt schon auf einer Höhe von 2136 Metern. So langsam wurde es Abend und wir waren immer noch unterwegs.

Nun wurde es auch langsam Zeit, unsere Rückfahrt zu organisieren. Rund um den PICO DE LA NIEVE kenne ich mich ganz gut aus, daher wusste ich wo man NETZEMPFANG hat und wo nicht. Deshalb mussten wir schon früh versuchen ein Taxi zu buchen, denn später geht es nicht mehr. Nach mehreren erfolglosen Versuchen in deutscher, englischer und spanischer Sprache haben wir es dann geschafft ein Taxi zur LP 4, Kilometer 24,8, zum Parkplatz Pista de la Nieve zu bestellen. Das Taxi kam fast zum gleichen Zeitpunkt wie wir am vereinbarten Treffpunkt an.

Später haben wir von dem Taxifahrer erfahren, dass er seine Zusage, diese Fahrt anzunehmen, davon abhängig gemacht hatte, ob er bis zum Beginn des Champions League Spiels des CF Barcelona wieder zu Hause ist, da er ein großer Fan dieses Vereins ist und die Übertragung auf keinen Fall verpassen wollte. Da das der Fall war, hat er die Tour angenommen, sonst wäre es schwierig geworden mit unserer Rückfahrt. Glück gehabt !

Am nächsten Tag haben wir eine Inseltour mit den öffentlichen Verkehrmitteln von La Palma gemacht, um unser Auto an der ERMITA VIRGEN DEL PINO wieder abzuholen. Für den Rest des Tages war dann nur noch Pool angesagt.

Zum „Nachwandern“ kann ich diese Wanderung nicht empfehlen. Wir waren mit Hin- und Rückfahrt fast 10 Stunden unterwegs, haben mehr als 1500 Höhenmeter im Aufstieg und ca. 500 Höhenmeter im Abstieg absolviert und eine Gesamtstrecke von knapp 20 Kilometern zurückgelegt.

Ach ja, und dann noch die Geschichte von dem Foto auf der Postkarte. Deswegen müssen wir wohl noch einmal hin.

An der Stelle, wo das Foto mutmaßlich entstanden ist, standen wir in dichten Passatwolken und haben nichts gesehen, was an das Postkartenidyll nur im Entferntesten erinnern konnte.