Ede's La Palma 17°

Das Biest

Ich erinnere mich noch sehr gut an diesen Tag. Es war Freitag, der 19. September 2021.

Wir hatten 2 Wochen LA PALMA gebucht, verschoben von Frühjahr auf Herbst wegen CORONA. Ich war mit dem Auto unterwegs zu einem geschäftlichen Termin in Mecklenburg-Vorpommern. Da brachten sie es in den Nachrichten. „VULKANAUSBRUCH AUF LA PALMA STEHT KURZ BEVOR“. Ich glaubte, mich verhört zu haben und habe eine Stunde später wieder eingeschaltet. Ich hatte mich nicht verhört.

„Meiner Frau sage ich erstmal nichts, um sie nicht zu beunruhigen“, dachte ich mir. Aber kurz darauf rief sie mich schon an. Unsere Freunde, die auf La Palma in Breña Baja leben, hatten sich bei ihr gemeldet und gefragt, ob wir unsere Reise unter diesen Umständen wirklich am 23. September antreten wollten. Zu diesem Zeitpunkt waren unsere Freunde gerade in Deutschland.

Am Sonntag, den 21. September 2021 war es dann soweit ! VULKANAUSBRUCH AUF DER KANARENINSEL LA PALMA ging wie ein Lauffeuer durch alle Medien.

Nach einigen Diskussionen und Prüfung von Alternativangeboten, die uns der Reiseveranstalter geschickt hatte, stand es fest :

WIR FLIEGEN NACH LA PALMA !

In Kenntnis der Örtlichkeiten glaubten wir uns auf der Ostseite der Insel, wo unser Feriendomizil lag, sicher. Das war zwar grundsätzlich richtig, aber nach heutiger Sicht, trotzdem zu kurz gedacht. Die vielen Auswirkungen und Einschränkungen hatten wir nicht richtig eingeschätzt.

Am 23. September, 2 Tage nach dem Vulkanausbruch, flogen wir in einem fast leeren Flugzeug von Düsseldorf nach LA PALMA. Diesen zweiwöchigen Aufenthalt kann man nur mit viel Optimismus als Urlaub bezeichnen.

Wir waren es ja durch die CORONA-PANDEMIE schon gewöhnt. Wenn man das Hotel oder das Haus verlassen wollte, ging das nur mit Atemschutzmaske, wegen der vom Vulkan ausgestoßenen Aschepartikel, den Vulkangasen und Schwefeldioxiden. Von sportlichen Aktivitäten im Freien wurde abgeraten, und wenn, dann nur mit Atemschutz.

Je nach Wetterlage und Windrichtung war es besser oder schlechter. Kam der Wind von Nordosten, was normal ist, dann war es besser, weil die Asche vom Vulkan hinaus nach Westen auf den Atlantik getragen wurde. Kam der Wind jedoch von Westen, war alles in einen trüb grauen Nebel gehüllt und Häuser, Autos, Straßen und Plätze bedeckten sich mit einem schwarzen, feinsandigen Belag.

Auch der Flugverkehr war ein Glücksspiel. Manchmal konnten die Flieger landen, dann war der Flughafen wieder mal für einige Tage geschlossen. Es gab keine großen Kehr- und Reinigungsmaschinen, so mußte der Feinstaub sozusagen mit „BESEN UND SCHAUFEL“ von der Start- und Landebahn entfernt werden.

Ein Großteil der Straßen, besonders auf der Westseite der Insel, waren gesperrt und so war unser Aktionsradius stark eingeschränkt. In den Nächten konnte man das GROLLEN des Vulkans hören und manchmal auch die ERUPTIONEN durch kleine Erschütterungen der Erde fühlen.

In den ersten Tagen wurden viele der von der Westseite evakuierten Touristen in unserem Hotel übergangsweise einquartiert. Viele kamen aus PUERTO NAOS und mußten ihr komplettes Gepäck in ihren Hotels zurücklassen. Bei vielen sahen wir die blanke Angst im Gesicht. Die wollten nur noch weg.

Und dann die Menschen, die auf der Insel leben. Jeder Kellner, jede Reinigungskraft, hatte, wenn nicht selbst betroffen, Freunde und Verwandte, die in den betroffenen Regionen lebten, und die zu dieser Zeit um den Verlust von Hab und Gut, bangten. Da machte jeder seine Arbeit, aber mit dem Herzen war man ganz woanders ….

In unserem Hotel wurde es leerer und leerer. Viele andere Gäste nahmen Umbuchungsangebote wahr. Wer nicht wegfliegen konnte, mußte die Schnellfähre nach Teneriffa nehmen und wurde von dort aus nach Hause oder anderswo hin geflogen. Für uns gab es an manchen Tagen nur 24 Stunden CANARY TV, mit rund um die Uhr Live-Berichten vom Vulkan mit Analysen und Einschätzungen von Geologen, Vulkanologen und Seismologen, die aus aller Welt eingeflogen waren.

Die Ausbruchsregion des Vulkans haben wir in den zwei Wochen aus Respekt vor den Betroffenen und aus Rücksicht auf die Menschen von Polizei und Katastrophenschutz, die dort wichtige und gute Arbeit geleistet haben, gemieden.

Nach zwei Wochen erwischten wir einen „guten“ Tag und flogen mit starken Eindrücken im Gepäck wieder nach Hause.

DER VULKAN SPUCKTE UND BRODELTE NOCH BIS ZUM 13. DEZEMBER, offiziell sogar bis zum 25. DEZEMBER 2021.

TAJOGAITE heißt er erst seit kurzem - die Palmeros haben ihn lange nur —- DAS BIEST —- genannt.