Los Indianos
„Wir sind aus Düsseldorf und wollten eine Woche Urlaub machen, um dem Karnevalstrubel zu Hause zu entfliehen und jetzt das … „ hörte ich in meiner Apartmentanlage eine deutsche Urlauberin zu einer anderen sagen.
„Das wird schwierig“ , dachte ich mir. Zum Karneval erwartet man auf der Insel La Palma ca. 60.000 Besucher - Tendenz steigend.
Schon in der Woche vorher merkt man die Veränderung. Die Insel wird voller und lauter, Sonderflüge von Canary Fly und Binter im Stundentakt, zusätzliche Fähren, höhere Preise und an der vierspurigen Zufahrtsstraße nach Santa Cruz reiht sich ein Wohnmobil an das nächste.
Der große Tag für die Inselhauptstadt SANTA CRUZ DE LA PALMA ist der „Dia de los Indianos“ am Rosenmontag. Das heißt aber nicht, dass es nicht an anderen Orten und an anderen Tagen KEINE Veranstaltungen gibt.
Der „Dia de los Indianos“ ist einzigartig und läßt sich nicht beschreiben. Da muss man einfach dabei sein …
Das Ganze ist südamerikanisch geprägt und hat mit rheinischem Straßenkarneval nichts zu tun. Das beginnt schon bei der Kostümierung.
Die Männer tragen vorzugsweise weiße Hemden und Hosen oder cremefarbene Leinenanzüge. Als Accessoires Panamahüte, Zigarren, Koffer und Geldscheine im Gepäck, um Reichtum und Dekadenz zu demonstrieren. Für die Damen empfehlen sich elegante weiße oder cremefarbene Kleider, oft mit Spitzenapplikationen. Manchmal haben sie einen Sonnenschirm aus Spitze dabei. Alle so schick wie möglich !
Zombies, Teufelchen und grelle, farbige Verkleidungen sind hier absolut fehl am Platze.
Zum historischen Hintergrund sei erwähnt, dass zwischen dem 16. und dem frühen 20. Jahrhundert viele Bewohner der kanarischen Inseln ihr Glück in Süd- und Mittelamerika gesucht haben, vor allem in Kuba und Venezuela. Viele haben es dort zu großem Reichtum gebracht und die Rückkehr der „Indianos“ (Auswanderer) wird hier gefeiert.
Beim Straßenkarneval bewerfen sich die Menschen mit Talkumpuder, ein Brauch der auf das 17. Jahrhundert zurückgeht. Am „Dia de los Indianos“ ist die ganze Stadt in einen Schleier von WEISS gehüllt.
Die Figur „La negra Tomasa“ ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil des „Dia de los Indianos“. Sie wird gegen 11.30 Uhr am Hafen empfangen und zum PLAZA DE ESPANA geleitet. Dort eröffnet sie in einem offiziellen Akt die Feierlichkeiten. Danach begibt sich die TOMASA unter die feiernden Palmeros.
Auf nahezu allen Plätzen der Stadt stehen Bühnen, von denen ein breites Spektrum an Musik und Gesang zu hören ist. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Das geht von kubanischen Salza-Klängen über spanische und kanarische Folklore bis hin zu Disco- Rhythmen aus der Retorte. Bis tief in die Nacht hinein wird hier überall gefeiert, getanzt, gegessen und getrunken.
Für die Frau aus Düsseldorf habe ich zwei Empfehlungen: Entweder noch schnell in die Stadt, ein geeignetes Outfit besorgen, nicht vergessen mindestens eine Dose Talkumpuder, und dann rein ins Abenteuer. Oder für 2-3 Tage mit einem guten Buch auf dem Balkon oder der Terrasse bleiben, die Sonne genießen und abwarten, bis der Spuk wieder vorbei ist.